8.3.11

Mackenzie East Face

Die Grenze zwischen richtig geilen und unfahrbaren, potentiell tödlichen Freeride Lines ist in Revelstoke - wie überall sonst auch - fließend. Zum einen sind viele Lines technisch anspruchsvoll; Stürzen ist aufgrund der Steilheit und darunter gelegenen Cliffbändern schlichtweg keine Option. Zum anderen ist die Lawinengefahr in diesen Bereichen aufgrund von Steilheit und überragender Wechten fast immer extrem hoch.

Das alles heißt allerdings nicht, dass diese Freeride Lines grundsätzlich unmöglich sind; es müssen aber einige Faktoren zusammenkommen, damit das Ganze nicht zum russischen Roulette wird.
1. Umfassende Sicherheitsausrüstung.
2. Ausgezeichnete körperliche Verfassung und sicke Skills (gutes Fahrkönnen).
3. Guter, griffiger Schnee; weder abgerutscht noch eisig noch harte Lawinenbrocken.
4. Schneedecke gut verfestigt und Lawinengefahr gering.
5. Gute Sicht.
6. Ein Guide, der genau weiß, wo es hingeht - denn von oben sieht eine Line oftmals ganz anders aus als von unten.

***

Als wir vor ein paar Tagen mit einigen anderen Skibums im Revelstoker Schimmbad im Hot Tub saßen und die bereits im vorangehenden Post erwähnten steilen Couloirs wie Door 4 und Brown Shorts diskutierten, erzählte uns Gene - ein amerikanischer Boarder von der Westküste - dass es in Revelstoke eine noch extremere, aber fahrbare Line gibt - das Mt. Mackenzie East Face. Wegen der Steilheit und der damit verbundenen Lawinengefahr sei das Face allerdings an nur sehr wenigen Tagen im Jahr fahrbar.

Als wir gestern also unterhalb des Gipfels von Mt. Mackenzie standen und erstmals einen Blick auf das vom Skigebiet aus verdeckte, unglaublich steile East Face erhaschen konnten, meinten wir unisono "Never ever!" - "Niemals!".

Heute morgen aber kam prompt eine SMS von Gene:
"Today, East Face, are you in?" - "Heute, East Face, seid ihr dabei?".

Schneller Faktencheck:
1. LVS, Schaufel, Sonde, Lawinenrucksack, Walkie Talkies. Unsere Sicherheitsausrüstung ist so umfassend wie nur möglich und in perfektem Zustand. Check.
2. Fitter den je und zwei Monate 'Übungsfahrten' hinter uns. Check.
3. Guter, griffiger Schnee. Check.
4. Lawinenwarnstufe 2 und alle kritischen Stellen nur in südlicher Ausrichtung. Check.
5. Ein paar Wolken, aber ansonsten strahlender Sonnenschein. Check.
6. Gene als Guide. Check.

Zwei Stunden später kauerten wir also auf dem Gipfel von Mt. Mackenzie und versuchten, einen guten Blick auf die Line zu bekommen. Zumindest anschauen wollten wir uns diese einmalige Gelegenheit schon...


Wenige Minuten später standen wir - totally stoked - am Fuße des Berges; in unserem Rücken das bezwungene East Face - hier rot angedeutet unsere Line. Yeah!

J

6 Kommentare:

  1. Gefällt mir!
    Ich habt nich zufällig Videomaterial von der Aktion?
    Ansonsten schein es auch ganz gut zu gehen oder:-)?!
    Grüße
    Tim (aus'em Gütersloher Flachland)

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  2. Klar, ein GoPro Video gibt's - allerdings sieht man auf der Helmkamera die Steilheit nicht, könnte auch ein Ziehweg sein ;)

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  3. habt ihr vorm Fahren auch schön auf euch aufmerksam gemacht und "hey, i'm gonna rip the shit out of this thing" gerufen ? ;)

    - Flo

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  4. Ach du Schande, ihr seid ja verrückt.
    Chapeau aus Frankreich!
    Liebste Grüße
    die Ines

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  5. Das ist krank, sieht aber gut aus. Weiter so

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  6. Na so eine Überraschung: Dass ihr auf eure alten Tage noch zu solch tiefgreifenden Veränderungen fähig sind! Unglaublich. Congratulations.
    Wir hoffen, dass ihr dadurch nicht noch den Heli in der letzten Woche braucht. Also:Passt auf euch auf, denn WIR WOLLEN EUCH WIEDER HEIL ZURÜCK HABEN
    See you soon!

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